Feuerwehreinsatz beim Elektroautobrand: Löschen & THL

Sensationsberichte über Unfälle mit brennenden Elektroautos haben den Ruf der Fahrzeuge in Mitleidenschaft gezogen. Für die Einsatzkräfte der Feuerwehren ergeben sich hier neue und anspruchsvolle Szenarien, die eine professionelle und maßgeschneiderte technische Hilfeleistung und Brandbekämpfung erfordern.

Wasser ist ein effektives Löschmittel für brennende Elektroautos. Es erstickt die Flammen und kühlt die Batterien. Bis zu 10.000 Liter Wasser können benötigt werden. Moderne Löschsysteme mit Löschlanzen oder -dornen ermöglichen es den Einsatzkräften, das Wasser sicher direkt in die Akkus einzuleiten.

Einige Einsätze erfordern den Einsatz von mit Wasser gefüllten Kühlbecken zum Löschen von brennenden Elektrofahrzeugen. In diesen muss das Elektrofahrzeug im Bedarfsfall bis zu 2 Tage verbleiben, um die Batterien ausreichend zu kühlen und ein Wiederaufflammen des Brandes zu verhindern.

Im folgenden Beitrag wird auf die Gefahren eingegangen, die sowohl der Fahrzeugführer als auch die Einsatzkräfte beim Eintreffen am Unfallort im Zusammenhang mit der technischen Hilfeleistung und einer möglichen Brandbekämpfung berücksichtigen müssen. Darüber hinaus werden mögliche Szenarien betrachtet, die sich bei einem Brand eines Elektrofahrzeugs entwickeln können. 

Wie brandgefährdet sind Elektroautos?

Statistisch gesehen sind moderne Elektrofahrzeuge, wie sie in der EU zugelassen sind, sehr sicher gebaut. Während bei Pkw-Unfällen nur etwa 1 % der Unfälle zu Bränden führen, ist dieser Anteil bei Elektrofahrzeugen noch geringer.

Elektroautos sind nach Tests des ADAC nicht brandgefährdeter als herkömmliche Verbrenner, weder bei Unfällen noch bei Selbstentzündung. Die eingebauten Lithium-Ionen-Batterien sind, wie Crashtests beweisen, durch das Batteriegehäuse und die der Fahrzeugkarosserie sehr gut gegen mechanische Beschädigungen geschützt.

Moderne Lithium-Jonen-Batterien gelten bei richtiger Handhabung als sehr sicher.

Die häufigsten Ursachen für Brände von Elektrofahrzeugen sind neben mechanischen Beschädigungen der Batterien defekte, falsch geladene, vollständig entladene, überladene oder schlecht gewartete Batterien.

Mit der weiteren technologischen Entwicklung ist zu erwarten, dass Elektrofahrzeuge in Zukunft noch sicherer werden und Brände einfacher zu bekämpfen sein werden. Trotz zahlreicher Berichte über brennende und schwer zu löschende Elektrofahrzeuge zeigt die Praxis, dass dies für die meisten Einsatzkräfte nicht zutrifft.

Woran erkennt die Feuerwehr im Einsatzfall ein Elektrofahrzeug?

Für Einsatzkräfte, die zu einem Unfall oder Fahrzeugbrand gerufen werden, gilt es, nach dem Absichern der Unfallstelle, möglichst rasch abzuklären, ob es sich um ein Elektrofahrzeug, Hybrid, Verbrenner oder mit Wasserstoff betriebenes Fahrzeug handelt.

In diesen Fällen kommt die sogenannte AUTO Regel zum Einsatz:

Die „AUTO-Regel“ ist ein praktischer Leitfaden zur Identifizierung alternativer Antriebstechniken an verunfallten Fahrzeugen.

  • Austretende Betriebsstoffe – hören, sehen, riechen
  • Unterboden, Kofferraum, Motorhaube begutachten
  • Tankdeckel öffnen
  • Oberfläche absuchen

Dies ist wesentlich, um die Gefahren und Risiken im weiteren Einsatzverlauf zu bestimmen und geeignete Maßnahmen treffen zu können.

  • Elektrofahrzeuge sind in vielen Fällen an den Kennzeichen (Nummerntafeln) zu erkennen. In Österreich ist dies ein grüner Buchstabe auf dem Kennzeichen, in Deutschland ein E am Ende des Kennzeichens. Wichtig ist, dass das Fehlen der oben genannten Merkmale nicht bedeutet, dass es sich nicht um ein Elektrofahrzeug handelt.
  • Außerdem gibt es in der EU noch keine einheitliche Regelung für die Kennzeichnung von Elektroautos. Eindeutige Beschriftungen am Fahrzeug, die Elektrofahrzeugen zuzuordnen sind, können ebenfalls Hinweise auf die Antriebsart geben.
  • Wenn ein Fahrzeug über keine Auspuffanlage verfügt, handelt es sich höchstwahrscheinlich um ein reines Elektrofahrzeug. Hybridfahrzeuge sind in der Regel mit einer Auspuffanlage ausgestattet.
  • Benzingeruch kann ebenfalls ein Indikator dafür sein, dass es sich nicht um ein Elektrofahrzeug handelt, sofern er eindeutig diesem Fahrzeug zugeordnet werden kann.
  • Steckdosenartige elektrische Anschlüsse im Bereich des Tankdeckels oder dahinter deuten auf ein Elektro- oder Hybridfahrzeug hin.

Elektrofahrzeuge – Vorgehen bei der TH und im Brandfall

Handelt es sich bei dem brennenden oder verunfallten Fahrzeug um ein Elektrofahrzeug, ist es für die Feuerwehr besonders sinnvoll, die Herstellerangaben für den Unfall- oder Brandfall zu beachten.

In einigen Fällen befindet sich im Elektrofahrzeug hinter der Sonnenblende des Beifahrersitzes eine Karte mit Informationen über geeignete Maßnahmen im Brandfall. Alternativ können diese Informationen bei den Herstellern im Internet oder über spezielle Apps abgerufen werden.

Folgende Regeln sollten von den Einsatzkräften bei Unfällen beachtet werden:

GAMS Regel:

Die GAMS-Regel fungiert als eine Art Eselsbrücke und dient dazu, die wesentlichen Erstmaßnahmen bei Gefahrguteinsätzen und im Zusammenhang mit Fahrzeugen mit alternativen Antrieben, wie z.B. Elektrofahrzeugen, nicht zu vergessen.

Die GAMS Regel steht für:

  • Gefahr erkennen,
  • Absperren
  • Menschenrettung durchführen
  • Spezialkräfte alarmieren

 

AUTO Regel:

Die „AUTO-Regel“ hilft bei der Identifikation alternativer Antriebstechniken an verunfallten Fahrzeugen.

Sie wurde oben bereits detailliert erklärt.

Woran erkennt man einen Akkubrand des Elektrofahrzeuges?

Selbst wenn das Elektrofahrzeug bereits in Brand geraten ist, hat die Batterie in vielen Fällen noch keinen Schaden genommen. Die verbauten Lithium-Jonen-Batterien sind in der Regel sehr gut gegen Beschädigungen geschützt.

In diesem Fall kann das Fahrzeug – sofern die Batterie noch intakt ist – sehr gut mit konventionellen Methoden gelöscht werden. Dabei ist auf eine ausreichende Kühlung der Batterie zu achten, um weitere Risiken zu minimieren.

Die brennenden Lithium-Jonen-Batterien eines Elektroautos sind an einer hellen, weißen Rauchentwicklung zu erkennen. Auch knisternde und knatternde Geräusche können Hinweise auf einen brennenden Akku sein.

Als besonders gefährlich gilt in diesem Zusammenhang der „Thermal Runaway“ (thermisches Durchgehen), eine im brennenden Akku vorgehende Kettenreaktion.

Thermal Runaway“ beschreibt eine gefährliche Kettenreaktion, die in Lithium-Ionen-Batterien auftreten kann. Sie beginnt mit einer Überhitzung des Akkus durch Faktoren wie Überladung oder mechanische Beschädigung. Diese Überhitzung führt zu instabilen chemischen Prozessen in der Batterie, die wiederum die Temperatur weiter ansteigen lassen.

Bei extrem hohen Temperaturen können die Separatormaterialien schmelzen, was zu einem Kurzschluss und einer schnellen Freisetzung der gespeicherten Energie führt. Dies kann zu heftigen Explosionen oder Bränden führen. „Thermal Runaway“ ist extrem gefährlich und kann innerhalb von Sekunden auftreten.

In derartigen Fällen ist höchste Vorsicht geboten.

Akkubrand beim Elektroauto – Löschmethoden der Feuerwehren

Sind die Batterien des Elektrofahrzeugs erst einmal in Brand geraten, steigt die Gefahr durch das Entweichen giftiger Dämpfe und die Explosionsgefahr beim thermischen Durchgehen während des Löscheinsatzes.

Zum Löschen von brennenden Elektrofahrzeugen stehen den Einsatzkräften bewährte Löschmittel wie Wasser, Aqua-Vermikulit-Dispersion (AVD), Schaum oder Pulver, Löschdecken und Löschlanzen zur Verfügung. Wasser hat sich erfahrungsgemäß auch bei vielen Einsätzen mit brennenden Lithium-Ionen-Batterien bewährt, da es neben der Löschwirkung auch Kühlfunktion hat.

Einige Hersteller von Elektroautos haben ihre Batterien bereits mit Sollbruchstellen versehen. Im Brandfall entstehen – in diesen Fällen gewollt – Löcher im Gehäuse der Batterien. Dadurch können die Einsatzkräfte gezielt Löschwasser in das Innere der Batterie leiten, um diese zu kühlen und eine weitere Eskalation der Situation zu verhindern.

Bei besonders hoher Explosionsgefahr durch brennende Batterien gibt es Löschmethoden, die ferngesteuert, aus sicherer Entfernung, durchgeführt werden können.

Die Gefahrensituation erfordert dann den Einsatz spezieller Geräte, die aus Entfernung bis zu ca. 8 Metern zum Löschen bzw. Kühlen der Batterie eingesetzt werden können. Firmen wie Rosenbauer, AVL List und andere bieten solche Systeme bereits an.

Sogenannte Löschlanzen oder Löschdorne – die Bezeichnungen variieren von Hersteller zu Hersteller – perforieren gezielt den Schutzmantel der Batterien, um dann Löschwasser in die Batterie einleiten zu können. Die Geräte ermöglichen es den Einsatzkräften, einen sicheren Abstand zum brennenden, explosionsgefährdeten Fahrzeug zu halten.

Diese Systeme können auch während des Transports des Fahrzeugs installiert bleiben. Sie sorgen auf diese Weise weiterhin für eine kontinuierliche Kühlung der eingebauten Batterien.

Achtung! Versuche, mit herkömmlichen Werkzeugen Löcher in brennende Batterien zu schlagen, um denn Löschwasser einzubringen, sind potenziell lebensgefährlich und müssen in jedem Fall unterlassen werden!

Auch Löschdecken haben sich als einfache und kostengünstige Werkzeuge erwiesen, um den Brand von Elektrofahrzeugen zu verlangsamen oder gar zu stoppen und auch für Fahrzeughalter interessant, die noch auf das Eintreffen der Feuerwehren warten.

Löschdecken können auch helfen, den vergleichsweise hohen Wasserverbrauch beim Löschen von brennenden Elektrofahrzeugen zu reduzieren. Sie werden idealerweise mit anderen Maßnahmen zur Brandbekämpfung kombiniert.

Welche Gefahren gehen von brennenden Elektrofahrzeugen aus?

Bei verunfallten Fahrzeugen ist nach dem Absichern der Unfallstelle, einer raschen Lagebeurteilung, dem Herbeirufen von geeigneten Einsatzkräften, z.B. bei Personenschäden oder wenn Spezialgerät benötigt wird, grundsätzlich darauf zu achten, dass das Fahrzeug gegen Wegrollen gesichert wird.

Wegrollen: Immer wieder kommt es zu schweren Unfällen durch nicht ausreichend gesicherte Unfallfahrzeuge. Unterlegkeile sind daher ein absolutes Muss für die Unfallverhütung. Dies gilt für jedes Fahrzeug, unabhängig vom Antrieb.

Elektrische Schläge: Die Gefahr eines Stromschlags bei Kontakt mit einem Elektrofahrzeug ist vergleichsweise gering und unwahrscheinlich, es müssen schon mehrere unglückliche Konstellationen zusammentreffen. Ganz auszuschließen ist es jedoch nicht. Wenn die Airbags des verunfallten Fahrzeugs ausgelöst wurden, ist davon auszugehen, dass die Stromversorgung des gesamten Fahrzeugs automatisch abgeschaltet wurde.

Giftige Dämpfe: Bei Bränden von Elektrofahrzeugen können, stark ätzende, giftige Dämpfe freigesetzt werden. Diese Dämpfe entstehen durch die Verbrennung von Materialien in der Batterie und anderen Fahrzeugkomponenten. In dem Fall ist auf das Tragen eines Atemschutzes und eine entsprechende Dekontamination der Kleidung nach dem Einsatz zu achten.

Beim Umgang mit brennenden Lithium-Ionen-Batterien ist geeignete Schutzkleidung und Atemschutz zu tragen. Da mit toxischen Brandgasen wie Kohlenmonoxid, fluorierten oder aromatischen Kohlenwasserstoffen, Flusssäure und Phosphorsäure zu rechnen ist.

Säuren: Lithium-Ionen-Batterien in Elektrofahrzeugen enthalten Elektrolyte, bei denen es sich um ätzende Säuren handeln kann. Im Brandfall können diese Säuren austreten und die Einsatzkräfte zusätzlich gefährden.

Explosionen: Das thermische Durchgehen, der Thermal Runaway, kann bei brennenden Lithium-Ionen-Batterien zu heftigen Explosionen führen. Hier ist äußerste Vorsicht geboten.

Brandausbreitung auf die Umgebung: In Brand geratene Batterien von Elektrofahrzeugen sind schwer zu löschen. Sie müssen lange mit Wasser gekühlt werden, um ein plötzliches Wiederaufflammen des Feuers durch chemische Reaktionen zu verhindern. Aus Sicherheitsgründen müssen auch die gelöschten Fahrzeuge von brennbaren Gegenständen ferngehalten werden.

Kontamination der Umwelt: Kühlwasser, das in brennende Lithium-Jonen-Batterien eingeleitet wird, gilt als Sondermüll. Es darf möglichst nicht in die Umwelt oder die Kanalisation gelangen. So muss das Kühlwasser, das in Spezialbehältern zur Kühlung von brennenden Elektrofahrzeugen verwendet wird, für 700 Euro und mehr pro Tonne fachgerecht entsorgt werden.

Fazit – brennende Elektrofahrzeuge Löschen und HL der Feuerwehr

Brände von Elektrofahrzeugen haben in der Vergangenheit immer wieder für Schlagzeilen gesorgt. Die Berichterstattung konzentrierte sich häufig auf spektakuläre Einzelfälle, bei denen die Feuerwehr vor scheinbar unüberwindbare Herausforderungen gestellt wurde und die Fahrzeuge sogar tagelang in Wasserbecken gekühlt werden mussten.

Diese Darstellung hat jedoch in der öffentlichen Wahrnehmung zu einem verzerrten Bild der tatsächlichen Gefahren geführt, die von Elektrofahrzeugen und ihren Batterien ausgehen.

Moderne Elektrofahrzeuge stehen hinsichtlich Brandgefahr und Unfallsicherheit konventionellen Verbrennungsmotoren in nichts nach.

Für die Betreiber von Elektrofahrzeugen und die Einsatzkräfte, die bei Unfällen oder Bränden zu Hilfe gerufen werden, ist es jedoch wichtig, sich mit den Besonderheiten ihrer Fahrzeuge vertraut zu machen. Dies ermöglicht ein effektives Vorgehen im Notfall und reduziert Folgeschäden und Kosten auf ein Minimum.

Die Herstellerangaben, wie mit den Fahrzeugen im Brandfall umzugehen ist, sollten im Einsatzfall unbedingt vorliegen. In vielen Fällen sind diese im Internet abrufbar.

Quelle:

Beim Modell Phoenix kombiniert TATRA das Beste aus zwei Welten: Während Rahmen und Achsen aus der eigenen Fertigung kommen, stammen Motoren und Fahrerhäuser vom niederländischen Lkw-Hersteller DAF. Wahlweise werden manuelle