Turbinenlöschfahrzeuge (TULF) gehören zweifellos zu den faszinierendsten Feuerwehrfahrzeugen. Hier kommen modernste Technologien aus Industrie und Luftfahrt zum Einsatz, die sich bei der schnellen Eindämmung von Bränden und Niederschlagung von Rauch und Gasen als äußerst effizient erwiesen haben.
Turbinenlöschfahrzeuge (TULF), auch Aerosollöschfahrzeuge, Abgaslöschfahrzeuge oder Turbolöscher genannt, sind Hochleistungslöschfahrzeuge der Feuerwehr zur schnellen Brandbekämpfung mittels fein zerstäubter Löschmittel (400 Mikrometer). Sie werden vor allem bei Industrie-, Groß- und Waldbränden eingesetzt und verfügen über Wurfweiten von bis zu 150 Metern.
Turbolöscher werden häufig in Industrieparks von den jeweiligen Werk- oder Betriebsfeuerwehren eingesetzt. Sie ermöglichen neben dem schnellen Löschen von Bränden auch das Niederschlagen von Gasen und das Reinigen der Luft von Rauch- und Rußpartikeln.
In Österreich verfügt die Betriebsfeuerwehr des Industrieparks Schwechat über ein solches Turbinenlöschfahrzeug. Das ALF – Aerosol Löschfahrzeug verfügt nach Angaben der Feuerwehr über eine Wurfweite des luftgetragenen Sprühstrahls von ca. 120-150 Metern, wobei die 2 Triebwerke jeweils eine Schubkraft von ca. 10,8 kN ~ 1,08 Tonnen erreichen.
Der Chempark im deutschen Leverkusen verfügt ebenfalls über ein hochmodernes Turbinenlöschfahrzeug, das 2019 in Betrieb gesellt werden konnte.
Während es sich bei den TULFs bisher fast ausschließlich um Sonderanfertigungen handelte, sind mittlerweile auch Fahrzeuge in Serienproduktion, wie z.B. der Firebull der Firma Magirus. Dies lässt eine zunehmende Verbreitung dieser hocheffizienten Feuerwehrfahrzeuge erwarten.
Mehr zu Funktionsweise, Einsatzmöglichkeiten und Technik im folgenden Artikel.
Die Anfänge der Turbinenlöschfahrzeuge gehen auf Experimente im 20. Jahrhundert zurück. In den 1950er und 1960er Jahren wurden die ersten Prototypen von Turbinenlöschfahrzeugen entwickelt, bei denen Ingenieure begannen, Turbinen in Feuerwehrfahrzeuge einzubauen, um Löschmittel wie Wasser und Schaum zu zerstäuben.
Vorreiter waren die ehemaligen Ostblockstaaten wie die Sowjetunion und Ungarn. Big Wind, ein in Ungarn entwickeltes Turbinenlöschfahrzeug mit MIG-21-Triebwerken auf dem Fahrgestell eines russischen T-34-Panzers, wurde während der Golfkriege mit großem Erfolg zum Löschen brennender Ölquellen eingesetzt.
In den folgenden Jahrzehnten setzte sich der technische Fortschritt fort. Der Wirkungsgrad der Turbinen wurde verbessert und die Fahrzeuge den Bedürfnissen der Feuerwehren angepasst. Einige Turbinenlöschfahrzeuge sind in der Lage, bis zu 8000 Liter pro Minute auszuspucken.
Turbinenlöschfahrzeuge wurden im Laufe der Zeit für besondere Herausforderungen wie die Brandbekämpfung in Industrieanlagen, bei Chemieunfällen oder im Bereich elektrischer Anlagen weiterentwickelt.
Beispielhaft dafür ist das Turbinenlöschfahrzeug (TULF) im Chempark Leverkusen, das speziell für den Schutz des rund 480 Hektar großen Werksgeländes in Leverkusen, einem der größten Chemiestandorte Europas, entwickelt wurde.
Mittlerweile werden Strahl- und Propellerturbinen – sowohl Industrie- als auch Flugzeugturbinen – in Feuerwehrfahrzeugen und auch in ferngesteuerten und autonomen Löschrobotern mit KI eingesetzt. Auf diese Weise können Feuerwehren Brände effektiv bekämpfen, ohne die Einsatzkräfte selbst zu gefährden.
Die Turbinen der Aerosollöschfahrzeuge sind für die Zerstäubung des Löschmittels, insbesondere Wasser, aber auch Schaum, von entscheidender Bedeutung. Sie funktionieren wie folgt:
Dieses Verfahren ermöglicht eine effektive Brandbekämpfung, insbesondere in Situationen, in denen eine schnelle und präzise Verteilung des Löschmittels über große Entfernungen erforderlich ist.
Turbinenlöschfahrzeuge verwenden sowohl Wasser als auch Schaum zur Brandbekämpfung. Wasser ist das am häufigsten verwendete Löschmittel bei Turbinenlöschfahrzeugen. Wasser kühlt Brände und entzieht ihnen Wärme.
Schaummittel werden häufig in Verbindung mit Wasser eingesetzt, um die Löschwirkung zu verbessern. Schaum erzeugt eine schützende Decke über brennbaren Flüssigkeiten und kann die Flammen ersticken. Dies ist besonders nützlich bei Bränden mit entzündlichen Flüssigkeiten, wie sie in Industrieanlagen vorkommen können.
Die Wurfweite des Löschmittels von Turbinen-Löschfahrzeugen kann je nach Typ und Hersteller zwischen 50 m und 150 m betragen.
Turbinenlöschfahrzeuge erzeugen aufgrund der verwendeten Technik – es werden Industrie- und Flugzeugturbinen eingesetzt – einen hohen Lärmpegel. Das Tragen von Gehörschutz in der Nähe des Fahrzeuges ist unbedingt erforderlich und in den entsprechenden Dienstvorschriften festgelegt.
Düsentriebwerke können bereits in einer Entfernung von 25 Metern eine Lautstärke von 140 dB und mehr erreichen. Das ist jenseits der Schmerzgrenze und kann zu Gehörschäden führen.
Turbinenlöschfahrzeugstyp | Durchschnittlicher Wasserverbrauch pro Minute | Anmerkungen |
---|---|---|
Standard Turbinenlöschfahrzeug | 500 bis 1.000 Liter pro Minute | Für die meisten Brandszenarien ausreichend. |
Waldbrand-Turbinenlöschfahrzeug | 1.000 bis 2.000 Liter pro Minute | Speziell für die Bekämpfung von Waldbränden ausgerüstet. |
Industrielles Turbinenlöschfahrzeug | 1.000 bis 3.000 Liter pro Minute | Für Brände in Industrieanlagen mit großen Mengen brennbarer Materialien. |
Flughafen-Turbinenlöschfahrzeug | 3.000 bis 6.000+ Liter pro Minute | Speziell für die Brandbekämpfung auf Flughäfen, wo große Flugzeuge und Treibstoffvorräte beteiligt sein können. |
Aufgrund der effektiven Wurfweite und der großen Wassermengen, die in kürzester Zeit ausgebracht werden können, eignen sich Turbinenlöschfahrzeuge sehr gut zur Bekämpfung von Großbränden, Waldbränden und anderen besonders schwierigen Szenarien, wie z.B. Chemiebränden.
Löschturbinen sind auf verschiedenen Plattformen zu finden. Sie werden auf konventionellen Feuerwehrfahrzeugen, geländegängigen Fahrzeugen, Robotern, Löschpanzern und Löschraupen wie dem Firebull eingesetzt.
Daraus ergeben sich unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten.
Aerosol-Löschfahrzeuge sind in der Lage, große Mengen Löschmittel in kurzer Zeit auszubringen. Daher ist eine ausreichende Wasser- bzw. Löschmittelversorgung besonders wichtig, damit das Gerät mit maximaler Leistung arbeiten kann. Bei Wasserknappheit stehen aber auch wassersparende Betriebsarten zur Verfügung.
Die Kosten für Turbinenlöschfahrzeuge hängen von verschiedenen Faktoren ab, wie z.B. Fahrzeugtyp, Größe, Pumpenleistung, Zusatzausrüstung, Hersteller und Modell, Anpassungen an spezielle Anforderungen, Einsatzzweck und länderspezifische Vorschriften. Abhängig von der Kombination dieser Faktoren sind erhebliche Preisunterschiede möglich.
Individuelle Angebote sind bei den Herstellern einzuholen.
Die ersten Versuche mit Prototypen zur Entwicklung von Turbinenlöschfahrzeugen reichen weit in das 20. Jahrhundert zurück. Als Vorbild dienten militärische Technologien wie Panzer und Flugzeugturbinen, die wegen ihrer Zuverlässigkeit auch heute noch in vielen Fällen bevorzugt eingesetzt werden.
Turbinenlöschfahrzeuge werden heute wegen ihrer hohen Löschleistung, ihrer großen Wurfweite und ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeiten geschätzt. Sie eignen sich hervorragend zur Bekämpfung, Eindämmung und schnellen Löschung von Großbränden. Im industriellen Bereich sind sie als fester Bestandteil des Fuhrparks von Werk- und Betriebsfeuerwehren aus den Chemparks nicht mehr wegzudenken.
Raupenfahrzeuge wie der Firebull von Magirus können auch in schwierigem Gelände eingesetzt werden, z.B. bei der Bekämpfung von Wald- und Vegetationsbränden.
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